Griff in Tankstellenkasse?

Griff in Tankstellenkasse?

Von Andreas Klamm

Speyer. – Die Kassiererin einer Tankstelle in Schifferstadt soll ihre Vertrauensstellung missbraucht und sich durch Storno-Buchungen beim Verkauf von Zigaretten, Benzin und Backwaren bereichert haben. Staatsanwältin Jutta Dyckmanns warf der Angeklagten 56 Taten vor. Sie soll Beträge von 5,20 bis 210 Mark, insgesamt zirka 7300 Mark, in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.
Die Angeklagte bestritt alle Vorwürfe. Später gestand sie doch eine der möglicherweise 56 Taten – ihr ehemaliger Chef hatte vor ihrer Entlassung eine Video-Überwachung installiert. Die Pächter filmten, wie die Frau nach dem Verkauf einer Stange Zigaretten 50 Mark in die Hosentasche steckte. Das sei nur ein Versehen, sagte die Mutter zweier Kinder aus.

Ihr Anwalt legte das Mandat nieder, weil sie nicht zahlen konnte. Sie habe 8 000 Mark Schulden, fühlte sich von ihren Kollegen „ausgebootet“ und glaube, man wolle ihr etwas ,,anhängen“. Sie sei nicht alleine während den Schichten an der Kasse gewesen, auch Kollegen hätten Zutritt zum Kassenbereich und Büro gehabt.

Wer über wieviele Hauptstorno-Schlüssel verfügte, wusste auch die Ehefrau des Pächters nicht genau. Einen hatte sie, einen die Angeklagte und möglicherweise einen weiteren ein anderer Mitarbeiter. Die Kassen- und Warenfehlbestände fielen erst bei einer Blitzinventur, nach dem Hinweis eines Bezirksstellen-Vertreters, auf.

Kassenbeträge seien nicht nur ausgebucht und entnommen worden, die Beklagte habe auch die Computer-Listen manipuliert, so dass die Warenbestandlisten nicht mit dem tatsächlich vorhandenen Bestand übereinstimmten. Deswegen bemerkten die Pächter erst nach Monaten das Fehlen von Waren. Der Richter vertagte die Verhandlung. Zwei Ex-Kollegen der Angeklagten müssen am Jahresanfang als Zeugen vor Gericht.

Erst-Veröffentlichung: Speyerer Tagespost, 20. Dezember 2000
Zweit-Veröffentlichung: British Newsflash Magazine, August 2007